Tophotels mit Ambiente aus dem Rottal
Wenn Rudolf Bachhuber (53) in einem Hotel übernachtet, ist die
Chance gar nicht schlecht, dass ihm alles sehr bekannt vorkommt – weil er bzw. sein Unternehmen die Inneneinrichtung gestaltet, die Ausstattung dafür gebaut hat oder bei der Planung mit involviert war. Rund 900 Hotelobjekte – von Luxus bis Low Budget – hat das aus einer Schreinerei hervorgegangene Unternehmen bereits bei der Innenausstattung betreut. “Insgesamt sind es in etwa 100 000 Hotelzimmer”, überschlägt Bachhuber.
80 bis 100 Hotels gleichzeitig.
Am 6. Mai wird der Rottaler bei der feierlichen Eröffnung des nächsten Prestigeobjekts zugegen sein: Das Steigenberger Hotel “Alsik” im dänischen Sonderburg (Sønderborg) öffnet dann die noblen Türen. Der Entwurf des 19-stöckigen Objekts, dessen Realisierung rund 100 Millionen Euro kostet, stammt von Stararchitekt Frank Gehry, die Realisierung übernahmen Henning Larsen Architects, die wiederum beste Kontakte mit dem niederbayerischen Mittelständler Bachhuber pflegen. Bachhuber wurde mit der kompletten Innenarchitektur beauftragt. Als Generalunternehmer ist er somit für das Ambiente in Planung undroße Wellness-Oase mit Blick auf die Flensburger Förde bis zu Bar und Sterne-Restaurant im 17. Stock.
Bachhuber ist in drei GmbHs aufgeteilt und beschäftigt derzeit rund 50 Mitarbeiter. Die Zentrale mit Planung und Entwicklung befindet sich in Bad Birnbach, die Werkstätten – als 1962 gegründete Schreinerei Ursprung des erfolgreichen Unternehmens – ist nach wie vor in Pocking (Lkr. Passau) beheimatet. Beide Unternehmen sorgen für rund 25 Millionen Euro Jahresumsatz. Mehr Zahlen mag der Firmenchef nicht verraten. Eine Niederlassung gibt es mittlerweile in Österreich, denn auch dort boomt der Hotelbau, ebenso wie in ehemaligen Ostblock-Staaten. Bachhuber ist gerade mit einem Objekt in Usbekistan betraut, einem von vielen: “Zwischen 80 und 100 Hotels sind immer in Bearbeitung”, sagt der Firmenchef, dessen Mitarbeiter zurzeit nicht nur in Deutschland, sondern auch in Italien, Spanien, Frankreich, den Niederlanden, Dänemark, Österreich und der Schweiz im Einsatz sind.
Die Mehrwertsteuersenkung auf Übernachtungen bescherte der Branche in Deutschland einen Schub, erzählt Rudolf Bachhuber. Es wird gebaut und saniert. Bachhuber sorgt unter anderem im traditionsreichen “Europäischen Hof” in BadenBaden, der noch bis nächstes Jahr generalsaniert wird, für neues Ambiente.
Rudolf Bachhuber kam 1989 ins väterliche Unternehmen, nachdem er nicht nur eine Schreinerlehre, sondern auch eine holzbetriebswirtschaftliche Ausbildung absolviert hatte. Der Aufschwung des niederbayerischen Bäderdreiecks und des nahen Bayerwaldes zu Tourismusregionen stellte bei Bachhuber die Weichen Richtung Spezialisierung auf Hoteleinrichtungen. Das Portfolio in diesem Bereich ist vielseitig: “Außer Hochbau machen wir alles – große internationale Hotels genauso wie kleine familiengeführte Hotels”, sagt Rudolf Bachhuber heute, wenn er kurz sein Unternehmen beschreiben soll.
Sechs Jahre zwischen Planung und Eröffnung.
Namhafte Häuser wie Adlon Berlin, Steigenberger Camp de Mar auf Mallorca, aber auch stilvolle Budget-Hotels wie Motel One Porte Doree in Paris oder “the nui Franz” in Wien finden sich mittlerweile auf der Referenzliste.
Hotels sind vor allem in Metropolen ein lohnendes Investitionsobjekt, weshalb Finanziers oder Fonds in die rentable Branche einsteigen und die Häuser dann von renommierten Namen wie Steigenberger oder Kempinski betreiben lassen. Einen Trend bei den Hotelausstattungen gibt es nicht: Französisches Flair, skandinavische Eleganz, sportlich moderne Ausstattung oder Luxus in allen Variationen hat Bachhuber schon gestaltet. Verstärkt ist er mit der Entwicklung völlig neuer Hotelkonzepte beschäftigt, wie dem “Lean Luxury Concept” von Ruby Hotels. Insofern, erzählt er am Beispiel des “Alsik”, dass Planungs- und Bauphase zu lange dauern, um einer “Mode” zu folgen. In diesem Fall begannen die Vorbereitungen 2013, also sechs Jahre vor der Eröffnung. Ich wünsche mir einen guten Planungs- und Ausbauverlauf, um die gesteckten Ziele für Qualität und Kosten einhalten zu können. Und natürlich wünsche ich mir nach einem pünktlichen Eröffnungstermin viele Buchungen, begeisterte Stamm- und viele neue Gäste und ein erfolgreiches Pre-Opening.
Auf gemeinsame Stärke setzt Rudolf Bachhuber seit 2012 mit der Mitbegründung von “hotelknowhow”, einem Netzwerk von Hoteltouristikfachleuten, Ingenieuren, Architekten, Bau- und weiteren Experten, die gemeinsam Spezialisten für das gesamte Hotel-Developement sind – von der Machbarkeitsstudie über den Bau, die Einrichtung, die Betreibersuche bis zum Facility Management.
Beim eigenen Standort pflegt Bachhuber zurzeit eher Zurückhaltung. Die Büros befinden sich im rückwärtigen Teil eines Appartementhotels nahe der Rottal-Terme.
Zeitgemäßer Neubauim Ortskern.
Das soll sich im nächsten Jahr ändern: Rudolf Bachhuber hat in der Hofmark des Kurorts das Gelände mit ehemaligem Wirtshaus gekauft und plant zur Begeisterung des Marktes einen zeitgemäßen Neubau. Auf dem Plan des Brixener Architekten Markus Tauber (unter anderem Gewinner des “German Design Award 2018”) dominieren Holz und Glas. Rund 2,3 Millionen Euro soll das eigene Objekt mit 1000 Quadratmetern Bruttogeschäftsfläche kosten. Mit dem Bau wird in den nächsten Wochen begonnen. Auch die Mannschaft soll wachsen. Der Einzug ist dann im Sommer 2020 geplant.